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2016_05_02-Gai_Dao

in:  Gai Dào N° 65  Mai 2016

Krieg. Macht. Flucht.

[Es gibt einen] Aufruf zum War starts here Camp 2016

Bei diesem 5. Camp wollen wir* unser Augenmerk auf die Ursachen und Folgen der kriegerischen Verhältnisse richten und ein wenig über unseren Tellerrand hinaus schauen. Wir hoffen auf viele Menschen, denen das Thema Flucht und Migration ein Anliegen ist, die mit uns darüber diskutieren und auch praktisch eingreifen wollen. Das Camp wird ein Ort dafür sein. Wir wollen eine Diskussion auf Augenhöhe mit allen, die das Gleiche antreibt: die Abneigung gegen die zerstörerischen Verhältnisse weltweit.

In den vergangenen Jahren ist durch die War Starts Here Kampange dezentral und durch das Camp am GÜZ einiges an Aktionen gelaufen. Während des Aktionstages im letzten Camp hat es sogar eine Gruppe bis nach Schnöggersburg geschafft und ein Wohnhaus symbolisch als besetzt markiert! Aber sieht mensch der Realität ins Auge wird die „Stadt“ fertiggestellt, ohne dass der Bau komplett verhindert werden kann!

Immer wieder gibt es kleine Erfolge im Widerstand gegen das GÜZ, wie das Absehen von Bußgeldern durch Verweigerung, aber vor allem in der Region ist es am Köcheln, wie auch die Neonaziszene, die in Letzlingen am Aktionstag in den vergangenen Jahren immer wieder präsent war. Erst wurde versucht, Schnöggersburg geheim zu halten, (diese Taktik der Bundeswehr ist nicht aufgegangen) und nun veranstaltet sie, durch das Medieninteresse verursacht, regelmäßige „Medientage“ und geht plötzlich ganz offen mit der Kriegsübungstadt um.

Die Bundeswehr hat nun nach der ersten Pressemitteilung fürs Camp angekündigt, dass in der Campzeit gar keine Übungen stattfinden würden, was aus unserer Erfahrung wieder eine Lüge ist, um die campenden Menschen zu diffamieren. Hinzu kommt eine Gegenveranstaltung der Bürgermeisterin von Letzlingen, die wie an den vergangenen Aktionstagen ein Volksfest veranstalten wird! Die Menschen, die dem Camp helfen oder dies vorhatten, werden (auch wirtschaftlich) unter Druck gesetzt dies nicht zu tun. Der Besitzerin der Camp-Wiese wurde mit einer üblen Beleidigung an ihrer Hauswand gedroht „Danke du Anarcho Schlampe dein Haus wird brennen“ die Regionale Presse hat dies völlig verharmlost und den Camp Teilnehmer*innen zugeschoben.

Durch die vergangenen 4 Camps hat sich in der Bevölkerung einiges getan, wir finden es ist wichtig, an dieser Kontinuität anzuknüpfen, sind aber auch offen dafür, dass ein anti-militaristisches Camp auch an anderen Orten statt finden kann und muss, an Orten wo der Krieg ebenfalls beginnt.

 

SCHNÖGGERSBURG

Hier im GÜZ bündeln sich viele Facetten von Krieg und Militarisierung nach Außen und Innen, auf einer Fläche von 230kmm mit verlassenen Dörfern, Wald und Heide, wird mit modernster Lasertechnik Krieg geübt. Auf der Baustelle der gigantischen Kriegsübungsstadt „Schnöggersburg“, die der Erprobung städtischer Aufstandsbekämpfung dienen soll, sind schon große Teile der Stadt fertiggestellt. Die Stadt hat schon die erste U-Bahn Station Sachsen Anhalts, dazu kommt ein Bankenviertel, Stadion, Altstadt, Wohnhäuser (teilweise beheizt!) ein Industriegebiet und ein Elendsviertel! Insgesamt werden es ca. 520 Gebäude sein, die schon j etzt den Finanziellen Rahmen von 100 Mio. Euro fast ums doppelte sprengen. Ab 2017/18 soll schon geübt werden und 2020 die „Stadt“ fertig sein. Auch die Polizei und andere Nato-Truppen werden in der Kriegsübungsstadt ausgebildet! Damit gewinnt die Einrichtung immer mehr an Bedeutung für die NATO und deren künftige Kriege.

 

KRIEG BEGINN T HIER – STOPPEN WIR IHN HIER!

Wo alles Front werden soll, darf die Auflehnung gegen Militarisierung und Krieg nicht länger alleinige Zuständigkeit von Friedensbewegung und Antimilitarist*innen sein. Militarisierung, „vernetzte Sicherheit“, Aufstandsbekämpfung und letztlich Krieg sind immer auch ein Angriff auf alle sozialen und emanzipatorischen Bewegungen und somit gegen alle Menschen, die für eine befreite Gesellschaft kämpfen. Wir wünschen uns ein offenes und selbstorganisiertes Camp verschiedener emanzipatorischer Strömungen. Also vernetzen wir uns international, um zusammen Strategien und Konzepte zu entwickeln und zu diskutieren, Aktionen zu machen und dem militärischen Treiben vielfältigen Widerstand entgegen zu setzen.

 

WERFEN WIR UNSERE FRAGEN UND DIE ERFAHRUNGEN UNSERER KÄMPFE ZUSAMMEN!

Wir werden – in Anerkennung all unserer Unterschiede – ein gemeinsames internationales Camp gegen die Militarisierung der Gesellschaft und das Gefechts Übungszentrum Altmark aufbauen. In Diskussionen und Aktionen wollen wir von der Bandbreite unserer Kämpfe profitieren. Machen wir der militarisierten Zurichtung der Welt ein Ende! Um effektiven Widerstand aufzubauen, gilt es zunächst zu verstehen, womit wir es bei „neuen” Kriegen zu tun haben. Wo im Stillen neben dem Propagandakrieg rund um den Nahen Osten und der Ukraine sich Konflikte zuspitzen, wie z.B. der Bürgerkrieg in Burundi. Was hat sich seit dem Kalten Krieg verändert? Wie positionieren „wir“ uns in gegenwärtigen sozialen Bewegungen und zukünftigen Kriegen? Welche Unterschiede zwischen Piratenjagd und Intervention in sogenannte Schurkenstaaten sind bedeutsam oder ist beides nur Ausdruck eines permanenten Kriegszustandes? Finden wir es wichtig, ob dem Konzept der Aufstandsbekämpfung tatsächlich kommende Aufstände zu Grunde liegen? Wie z.B die Gefahrengebiete oder hoch aktuell, der „Nationale Ausnahmezustand“ in Frankreich, der nun bis Ende Mai verlängert wurde! Was verbirgt sich alles hinter dem Begriff Terrorismus und wie wird er instrumentalisiert? Und noch wichtiger, wie und wo es mit dem War Starts Here Camp weiter gehen soll? Was soll mit Schnöggersburg und dem GÜZ passieren wenn die Bundeswehr irgendwann hoffentlich nicht mehr existiert?

Gerade jetzt ist es wichtig, Militarisierung, Krieg, Terror und Flucht zusammen zu denken und ihre Ursachen sichtbar zu machen. Ebenso wollen wir praktisch vor Ort beweisen, dass wir den Krieg dort, wo er beginnt auch aufhalten können. Damit sind in diesem Sinne alle Aktionsformen willkommen, die den laufenden Militärbetrieb markieren, blockieren, sabotieren! Manöver finden hier fast täglich statt, das Gelände ist nur teilweise eingezäunt und riesengroß. So bieten sich vielfältige Aktionsfelder: zum Beispiel Schienen, Straßen, Zäune, Gebäude, Wege, Lagerhallen, Überwachungsinfrastruktur, Fahrzeuge, Flugmaschinen, Kommunikationsnetze, Zulieferer, Rüstungsbetriebe…

Wie in jedem Jahr wird es rechtlichen Beistand und natürlich eine KüfA (Küche für Alle) geben!

Werdet Teil des Camps, bringt eure Inhalte mit aufs Camp! Bringt euch in die Mobilisierung ein, schreibt eigene Aufrufe und besucht den nächsten bundesweiten offenen Ratschlag in Magdeburg!

Mehr Informationen zum nächsten Ratschlag, Schnöggersburg, dem GÜZ und dem jahrzehntelangen Widerstand gibt es auf der Homepage www.war-starts-here.camp und natürlich auf dem Camp!

* Das „Wir“ richtet sich in dem Aufruf an alle Campenden!

die gesamte Ausgabe der gai-dao nummer 65